Um Ihre Produkte und Werbemittel individuell zu gestalten, steht Ihnen eine große Bandbreite an Optionen zur Verfügung. Das Siebdruckverfahren ist eine davon. Welche Materialien und Oberflächen damit bedruckbar sind und welche Sonder- und Glitzerfarben Sie umsetzen können, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag.

Siebdruck: Was ist das eigentlich?

Das Siebdruckverfahren, welches auch Durchdruck genannt wird, ist neben Hoch-, Tief- und Flachdruck eine von vier weit verbreiteten Druckmethoden. Die Technik dahinter ist durch das vorherige Herstellen eines sogenannten Drucksiebes verhältnismäßig aufwendig. Dafür ist sie aber besonders kreativ einsetzbar. Bei diesem Direktdruck wird die Farbe nämlich nicht erst auf einen Farbträger aufgetragen (wie z.B. beim Stempel), sondern direkt auf das Zielmedium gebracht.

Der Siebdruck begegnet uns im Alltag immer wieder. Wenn Sie sich kurz die Zeit nehmen, um sich umzuschauen, werden sie wahrscheinlich mehrere Produkte entdecken, die mit dieser Technik veredelt wurden. Ob nun T-Shirts mit Glitzer-Aufdruck, die Lieblings-DVD oder sogar Teppiche: Überall wird diese Methode eingesetzt. Weniger bekannt hingegen ist, dass auch Rubbelfarben für Sicherheitsfelder und Gewinnlose mit dem Siebdruckverfahren aufgebracht werden.

Doch warum ist das eigentlich so? Einer der Gründe ist auf jeden Fall die Robustheit von Siebdrucken. Denn einmal aufgebracht sind sie wasserfest und witterungsbeständig. Auch intensiver UV-Strahlung trotzen sie. Das macht das Verfahren besonders interessant für langlebige Produkte, oft gewaschene Textilien und die dauerhafte Nutzung im Außenbereich.

Porzellantasse mit Blumenaufdruck und Goldrand

Foto: © Mareefe, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Die Erfindung des Siebdruckverfahrens – von Katazone und Serigraphie

Inspiriert wurde diese Art des Direktdrucks durch die historische, japanische Drucktechnik Katazone. Dabei werden händisch ausgeschnittene Schablonen auf das zu bedruckende Textil gelegt und die Farbe mit einer Bürste in den freiliegenden Stoff gerieben. 1862 erregten diese prächtig gemusterten, meist aus Seide bestehenden Werke großes Aufsehen in Europa. Auf der damals einzigen internationalen Kultur- und Handelsmesse in London fand die Katazone-Technik erstmals Beachtung. Doch erst 1910 bis 1930 wurde die Technik in Amerika zum uns bekannten Siebdruckverfahren weiterentwickelt.

Neben anderen Akteuren ebneten die beiden US-amerikanischen Siebdruck-Pioniere Carl Zigrosser (Kunsthistoriker) und Anthony Velonis (Künstler) den weiteren Weg. Sie entwickelten das künstlerische Siebdruckverfahren namens Serigraphie. Dabei werden vor allem Grafiken und Illustrationen vervielfältigt – einige der wertvollsten Druckgrafiken wurden damit geschaffen. Zeitgleich arbeitete auch der deutsche Chemiker Hermann Pröll an der industriellen Weiterentwicklung des Siebdrucks. Er stellte 1926 die ersten Spezialfarben her, die für den Schilderdruck eingesetzt wurden.

1920 bis 1930 fand endgültig der weltweite Durchbruch des Siebdruckverfahrens statt. Die Firma Selectasine in San Franciso patentierte eine Form der Schablonenproduktion und des Mehrfarbendrucks. Dieses “Selectasine-Verfahren” konnte gegen eine Lizenzgebühr von anderen Firmen genutzt werden. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist Siebdruck weltweit so etabliert, dass wir es uns heute nicht mehr aus unserem Alltag wegdenken können.

Funktionsweise des Siebdrucks

Wie funktioniert Siebdruck nun eigentlich genau, fragen Sie sich jetzt vielleicht? Eventuell haben Sie auch gerade einen solchen Druck in Auftrag gegeben und wundern sich über die sogenannten Vorkosten bzw. Drucknebenkosten auf der Rechnung. Wie diese zustande kommen und was Sie sonst noch über das Siebdruckverfahren interessieren könnte, lesen Sie im folgenden Abschnitt.

Herstellung des Drucksiebs

Für den Siebdruck wird – wie der Name verrät – ein sogenanntes Drucksieb benötigt. Dabei handelt es sich um einen Rahmen, der mit einem feinmaschigen Gewebe bespannt ist. Diese unterscheiden sich in Material, Feinheit, Dehnbarkeit, Haltbarkeit, Verzugsfreiheit, Verformbarkeit/Knickempfindlichkeit, Öffnungsgeometrie sowie Fadenstruktur. In der folgenden Auflistung finden Sie die am weitesten verbreiteten Gewebearten und ihre Einsatzmöglichkeiten:

  • Seide (v.a. bis Mitte des 20. Jahrhunderts) und Polyester (heute) für die meisten Anwendungen
  • Nylon und Polyamid für unebene Oberflächen wie Porzellan
  • rostfreies Stahlgewebe namens Screeny für Etikettendruck
  • feine Wabenplatten namens Rotamesh für Textildruck
Nahansicht eines feinmaschigen Siebdruckgewebes

Foto: © Engin Akyurt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Um welches Gewebe es sich auch handelt: Zum Einsetzen im Siebdurck, wird es zunächst mit einer UV-empfindlichen und wasserlöslichen Kopierschicht überzogen. Um ein gewünschtes Motiv auf das Drucksieb zu übertragen, muss eine Motiv-Schablone aufgelegt werden, bevor das Sieb mit UV-Strahlung belichtet wird. Die abgedeckten Stellen bleiben dabei wasserlöslich, während sich die belichteten Flächen verfestigen. Nun kann das Drucksieb ausgewaschen werden. Die wasserlösliche Schicht – also der Bereich, der das Motiv abgibt und später für Farbe durchlässig sein soll – wird dabei entfernt. Nur der durch UV-Strahlung verfestigte Bereich bleibt auf dem Gewebe und ist für Farbe undurchlässig.

Dieses belichtete Drucksieb muss für jedes Motiv separat erstellt werden. Genau dadurch entstehen beim Siebdruckverfahren die Posten “Vorkosten” oder “Drucknebenkosten” auf Ihrer Rechnung. Andererseits kann es nach der erstmaligen Erstellung jederzeit wiederverwendet werden. So sparen Sie sich beim nächsten Auftrag des gleichen Motives also diese Kosten.

Fluten des Drucksiebs

Ist das Sieb erstellt, kann mit dem eigentlichen Verfahren begonnen werden. Beim sogenannten Fluten wird siebdruck-geeignete Farbe großzügig in einer Linie über die gesamte Breite auf das Drucksieb gegeben. Mit einem Gummirakel und einer geübten Handbewegung oder Maschine wird die Farbe über der gesamten Fläche verteilt und durch die durchlässigen Stellen des Siebs gedrückt. Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden, um auch größere Auflagen zu drucken.

Aber auch das Auftragen mehrerer Farben ist möglich. Entweder werden diese auf dem selben Sieb verteilt, um Verlaufs-Effekte zu erzeugen. Oder es müssen vorab mehrere Drucksiebe mit unterschiedlichen Schablonen belichtet werden. Nacheinander aufgelegt wird so jede Farbschicht separat auf das Medium aufgebracht. Nach dem Druck werden die Siebe mit einem Hochdruckreiniger und speziellem Reinigungsmittel von Farbrückständen befreit. So gereinigt können sie bis zur nächsten Verwendung gelagert werden.

Siebdruck-geeignete Farben

Besonders wenn Sonderfarben, wie z.B. Glitterfarbe, und bestimmte optische wie haptische Effekte erzeugt werden sollen, wird das Siebdruckverfahren gern genutzt. Prinzipiell kann man Siebdruck mit so ziemlich jeder Farbe anwenden. Es folgt eine kleine Übersicht siebdruck-geeigneter Farben:

  • wasserbasierte Farben
    • für Textilien, Papier, Plastik und Holz geeignet
    • vor Fixierung verdünnbar, abwaschbar und gut mischbar
    • thermische (kalt oder heiß) Fixierung im Gewebe mit speziellem Trockner
    • haptisch nicht spürbar
  • Plastisolfarben
    • für hoch deckenden Textildruck, aber auch auf fast allen anderen Materialien
    • enthalten Kunststoffe, sind daher nur mit Lösungsmittel abwasch- und verdünnbar vor der Fixierung
    • Fixierung unter Hitzeeinwirkung in Trockenpresse
    • haptisch leicht spürbar
    • sehr hohe Deckkraft (auch Weiß als Grund-, Deck- und Schriftfarbe möglich)
  • Zweikomponentenfarben
    • zum Bedrucken von Metallen, Glas, Kunststoff-Geweben und Baumwolle
    • Fixierung durch Kälteeinwirkung
  • Siebdruck-Lacke
    • lösungsmittelhaltig
    • hochglänzend
    • z.B. Glitzerlack, Anti-Rutsch-Lack, Duftlack und Strukturlack
    • haptische Effekte umsetzbar
    • Fixierung durch Aushärten unter UV-Licht
  • Sonderfarben
  • theoretisch in Form jeder Siebdruckfarbe möglich
  • z.B. Weiß und Effektfarben (z.B. Metallic- oder Glitzerfarbe)

Wählen Sie die passende Siebdruck-Farbe je nachdem, welche Effekte sie erzielen möchten. Welche Oberfläche soll bedruckt werden oder wie widerstandsfähig muss das bedruckte Produkt sein? Möchten Sie Glitzereffekte mit Sonderfarben umsetzen? Mit dem Siebdruckverfahren lassen sich fast alle Wünsche mit der passenden Farbe umsetzen.

4 Metalleimer mit bunten Farben darin

Foto: © zivica, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Sonderfarbe Glitzer

Wie bereits erwähnt, eignen sich auch Sonderfarben hervorragend für das Siebdruckverfahren. Vor allem Metallic- und Glitterfarben sind sehr beliebt und ziehen garantiert viele Blicke auf sich. Diese können in Pulverform, als Paste oder als fertige Siebdruckfarben erworben werden.

Vor allem Glitterpulver (bestehend aus feinen Polyesterplättchen) lässt sich hervorragend in beliebiger Menge untermischen. So können individuelle Farbkombinationen, Verläufe und Glitzer-Intensitäten erzielt werden. Dabei muss die jeweilige Gewebeweite des Drucksiebs zu der Partikelgröße des Glitzers passen. Bereits 0,1 bis 0,2 mm feiner Glitter kann so gedruckt werden. Es können aber auch unterschiedlich große Glitzerpartikel gemischt werden. Die Bandbreite an möglichen funkelnden Effekten ist schier endlos.

Weihnachtskugel mit glitzernder Goldverzierung

Foto: © Miguel Á. Padriñán, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Bedruckbare Materialien und Anwendungsmöglichkeiten für Siebdruck

Wie bereits erwähnt, lassen sich mit dem Siebdruckverfahren die unterschiedlichsten Oberflächen und Materialien bedrucken. Sie wissen nun schon einiges über Siebdruck, aber was kann man bedrucken? Ein paar konkrete Anwendungsbeispiele in der Industrie und der Werbung haben wir hier für Sie aufgelistet:

Industrieller Siebdruck

  • Gehäuse
  • Widerstandselemente
  • Skalenplatten
  • Folien (z.B. Bedienfolien / Tastaturfolien, Frontfolien, Isolierfolien)
  • Aufkleber (z.B. Sicherheitsaufkleber, Typenschilder, Doming-Aufkleber)
  • Wartungs- & Sicherheitsplaketten
  • UV- & witterungsbeständige Schilder
  • Verkehrsschilder
  • Kunststoffkoffer

Werbedruck

  • Displays & Aufsteller
  • Textilien (z.B. T-Shirts, Stoffbeutel)
  • Rundkörper (z.B. Flaschen, Gläser)
  • Verpackungen (z.B. Dosen)
  • USB-Sticks
Mann von hinten mit einem bedruckten weißen T-Shirt

Foto: © garzadg1996, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Wann macht Siebdruck Sinn für Sie?

Wie Sie gelesen haben, eignet sich das Siebdruckverfahren für eine sehr große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Die Mehrkosten durch Anfertigung aller notwendigen Drucksiebe lohnt sich vor allem, wenn Sie eine große Auflage umsetzen möchten. Aber auch, wenn Sie Ihren Kunden ein besonderes Druckergebnis bieten möchten, eignet es sich hervorragend.

So können Sie problemlos Sonderfarben mit herausstechendem Glittereffekt umsetzen oder eine besonders hohe Deckkraft mit Platisolfarben erzielen. Auch sonst schwierig zu bedruckende Oberflächen wie etwa Glasflaschen können Sie so veredeln. Die hohe Beständigkeit und Robustheit rechtfertigen dabei durchaus die Investition in einen hochwertigen Siebdruck.

Quellen

www.kleine-jockers.de/…/druckverfahren-siebdruck/
www.grafikbrief.de/kuenstler/
www.blog.siebdruckmanufaktur.de/…/plastisolfarbe
www.books.google.de/…/siebdruck