
Funkeln ohne schlechtes Gewissen: Darf Glitzer in Bio-Kosmetik?
Ob nun die Handseife für Kinder, das Duschgel, der Lidschatten oder die Badebombe fürs nächste Schaumbad: Sie alle gehören in unseren Alltag. Aber nicht immer sind sie so wohltuend, wie versprochen. Darum schwenken viele auf Natur- oder Bio-Kosmetik um. Aber ist diese wirklich besser? Und sind dann noch so schöne Spielereien wie Glitzer möglich? Wir haben es uns näher angeschaut. Lesen Sie hier weiter!
Was sind Naturkosmetik und Bio-Kosmetik?
Es begegnet uns inzwischen an nahezu jeder Ecke: Versprechen von natürlichen Inhaltsstoffe, verwendeten Bio-Zutaten und dem Verzicht auf bestimmten anderen Zutaten. Doch das macht echte Natur- bzw. Bio-Kosmetik noch längst nicht aus. Hier springen konventionelle Unternehmen auf einen Trend auf und betreiben häufig nur sogenanntes “Greenwashing”. Was unterscheidet Naturkosmetik nun aber wirklich?

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Naturkosmetik – kein geschützter Begriff
Leider ist die Bezeichnung “Naturkosmetik” bisher von der Rechtsprechung nicht genau definiert und somit auch noch nicht gesetzlich geschützt. Es gibt verschiedene Interpretationen und Nuancen, in denen sich die Kriterien unterscheiden. Darum ist es schwierig, eine gültige Aussage hierzu zu treffen. Es gibt aber Überschneidungen! So ist sich ein überwiegend großer Teil der Hersteller von Naturkosmetik in folgenden Punkten einig:
- Verbot von Inhaltsstoffe auf Erdölbasis, Silikone, PEG (Polyethylenglykole, eingesetzt als z.B. Emulgatoren oder Schaumbildner)
- Problemstoffen für Umwelt und Gesundheit verboten (z.B. Mikroplastik und viele Konservierungsstoffe)
- Nur mineralische Lichtschutzfilter erlaubt (aber Nanopartikel sind nicht verboten)
- Natürliche Rohstoffe (z.B. pflanzliche Öle) dürfen nur durch bestimmte, festgelegte chemische Reaktionen verändert werden
- Zulassung von nur sehr wenigen chemisch hergestellten Stoffe (z.B. einige Pigmente, naturidentische Konservierungsstoffe)
- strenge Verbote für Tierversuche
- Bestimmter Anteil der Inhaltsstoffe müssen aus biologischem Anbau stammen
Was steckt dann aber in Naturkosmetik? Die Inhaltsstoffe sind meist pflanzlichen Ursprungs. Es gibt aber auch einige mineralische Bestandteile (z.B. wird Glitzer in einigen Rezepturen so erzeugt, dazu später mehr). Ab und an werden ebenfalls tierische Erzeugnisse hinzugefügt. Der größte Bestandteil in den Rezepturen sind meist Öle, Wachse und Fette (z.B. Arganöl, Sheabutter, Bienenwachs). Als waschaktive Substanzen werden in der Regel aus dem Zuckerrohr Tenside gewonnen. Ebenfalls zulässig sind ätherische Öle, Kräuterextrakte und natürliche Aromen. Aber auch fermentierter Ethanol kann (meist als Konservierungsstoff) enthalten sein.

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Was ist der Unterschied zur Bio-Kosmetik?
Wir erwähnten es ja oben bereits: Naturkosmetik sollte zwar im Idealfall auch Bio-Zutaten enthalten, aber es gibt keine exakt festgelegten Größen dafür. Im Durchschnitt ergibt sich meist aber folgender Wert: Wenn mindestens 50 % pflanzliche Inhaltsstoffe verwendet werden, müssen davon mindestens 5 % aus biologisch zertifiziertem Anbau stammen. Dann spricht man erst von Naturkosmetik.
Was ist dann aber Bio-Kosmetik? Hier werden höhere Maßstäbe angelegt. Erst wenn die Zutatenliste zu mindestens 95 % aus pflanzlichen Stoffen besteht und davon wenigstens 10 % aus zertifizierter Bio-Landwirtschaft stammt, wird das Produkt auch als Bio-Kosmetik bezeichnet. Je nach Label bzw. Zertifikat werden sogar noch höhere Ansprüche gestellt. Aber auch dieser Begriff ist nicht gesetzlich geschützt und somit kann man nur sicher gehen, dass und wie viele Bio-Zutaten enthalten sind, indem man genau die Ingredienzien-Liste prüft.

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Wie erkennt man natürliche Kosmetik?
Damit sich ein Produkt als Naturkosmetik bezeichnen darf, sind also vor allem erst einmal die Zutaten entscheidend. Da nicht jeder hier eine große Expertise haben kann, wurden verschiedene Labels und Zertifikate eingeführt, an denen sich Verbraucher orientieren können. Diese werden nicht generell einer Marke verliehen, sondern immer nur dem konkreten Produkt. Eine Zertifizierung kostet zudem auch Geld. Darum kommt es häufig vor, dass Produkte nicht entsprechend gekennzeichnet sind, obwohl sie eigentlich den Kriterien entsprechen.
Das muss aber nicht bedeuten, dass sie schlechter sind. Ebenfalls noch erwähnen wollen wir, dass die Vergabe solcher Labels von einigen kritisch betrachtet wird, da die Prozesse nicht immer 100 % transparent seien. Die drei bekanntesten und auch von Verbraucherschützern weitgehend als vertrauensvoll eingestuften Labels sind das BDIH-Zertifikat, das NaTrue-Label und die EcoCert-Zertifizierung.
Label | Kriterien |
BDIH |
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NaTrue |
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EcoCert |
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Was macht Natur- und Bio-Kosmetik so besonders?
Wenn die ganze Welt der Naturkosmetik und der biologisch zertifizierten Zutaten scheinbar so unübersichtlich ist – wieso tut man sich das dann an? Der Grund ist in der Wirkweise dieser Produkte zu finden. Denn Natur- und Bio-Kosmetik soll die natürliche Selbstregulation der Haut ankurbeln und ihr helfen, sich wieder selbst zu helfen. Konventionelle Kosmetik steht oft eher im Ruf, diese Funktionsweisen zu überdecken.
Ein weiterer Grund, der für diese Produkte spricht, ist die Moral bzw. Ethik. Denn wie bereits oben erklärt, setzen sich viele Hersteller von zertifizierter Naturkosmetik auch für einen nachhaltigeren Umgang mit unserer Welt ein. Dazu gehören schonende Anbau- und Herstellungsprozesse, aber auch faire Produktionsbedingungen sowie der Tierschutz. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, dem konventionelle Hersteller häufig noch hinterherhinken.
Und schließlich spielt auch unser eigener Körper eine Rolle. Denn es ist nicht nur die Haut, welche mit den reinigenden und pflegenden Mitteln in Berührung kommt. Wir nehmen darüber auch Stoffe in unserem Organismus auf – und zwar unabhängig davon, ob sie uns guttun oder nicht (Stichwort Mikroplastik). Naturkosmetik soll in dieser Beziehung die verträglichere Alternative sein. Allerdings kann auch sie Allergien auslösen, wenn man eben auf eine der Zutaten reagiert. Es ist also auch hier entscheidend, sich mit den Bestandteilen auseinanderzusetzen. Doch die Suche, nach einem geeignetem Naturkosmetik-Produkt kann sich eben langfristig bezahlt machen!

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Glitzer in Naturkosmetik – geht das überhaupt?
Eben sprachen wir ja bereits davon: Mikroplastik hat in Natur- und Bio-Kosmetik nichts zu suchen. Doch im Normalfall besteht Glitzer aus PET und fällt somit genau in diese Kategorie. Heißt das, dass Naturkosmetik nicht glitzert? Wer sich schon einmal – gerade auch beim Make-Up – die Produkte angeschaut hat, wird feststellen, dass das nicht der Fall ist. Aber wie funktioniert das nun?
Tatsächlich setzen viele Hersteller auf das Mineral Mica als Glimmer. Doch hier bemängeln Kritiker, dass es hauptsächlich in Indien gewonnen wird und dort der Abbau z.T. auch unter Kinderarbeit stattfindet. Andere Hersteller setzen auch den Bio-Kunststoff PLA (Polymilchsäure), welcher aus Maisstärke und Zuckerrohr gewonnen wird. Allerdings ist hier die versprochene biologische Abbaubarkeit noch nicht bewiesen. Auch nach Jahrzehnten konnten die Partikel noch im Wasser nachgewiesen werden.

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Die wohl neueste Variante für Glitzer, der auch in Natur- und Bio-Kosmetik eingesetzt werden kann, besteht aus Cellulosefasern, welche mit natürlichen Farbstoffen angereichert werden. Diese sind in anderen Bereichen bereits nachweislich biologisch abbaubar. Ob das als Glitzer ebenfalls gelingt, ist wissenschaftlich noch nicht belegt. Aber die Chancen stehen durchaus gut. Wenn Sie noch mehr zu diesem konkreten Thema erfahren wollen, dann lesen Sie gern auch unseren Beitrag zum Bio-Glitzer!
Natur- und Bio-Kosmetik: Mehr Schein als Sein?
Auch wenn hier noch allgemeingültige Standards fehlen, so sind die Bestrebungen der Natur- und Bio-Kosmetik definitiv unterstützenswert. Im Laufe der letzten 20 Jahren hat sich durch modernere Produktionsverfahren auch die Anwendbarkeit dieser Produkte immer weiter verbessert. Ein Unterschied zu konventioneller Kosmetik ist kaum noch ausmachbar. Und auch auf schöne Spielereien, wie beispielsweise Glitzer, muss dank immer neuer Ideen, nicht verzichtet werden. Wer also sich und seiner Umwelt etwas Gutes tun möchte, sollte hier durchaus einen Blick riskieren.

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Weiterführende Links
www.verbraucherzentrale.de/…/was-ist-naturkosmetik-26394
www.wikipedia.org/wiki/Naturkosmetik
www.fairlis.de/post/naturkosmetik/#
www.nabu.de/glitzer/
www.ecocert.com/…/natur-und-bio-kosmetik-cosmos
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